🇩🇪 LVR-Freilichtmuseum Kommern


Hoch zu Ross begrüßt Sankt Martin Familien und Kindergruppen im Freilichtmuseum. Danach zieht er dem Martinszug voraus, der seinen Weg durch die mit Stall-Laternen beleuchteten Baugruppen und den Wald des Museums nimmt. Ganz wie in der Heiligenlegende wird Martin am großen Feuer seinen Mantel mit einem Bettler teilen.

An diesem doch recht kühlen, dafür aber sonnigen Tag gingen wir noch eine kleine Runde durch die Baugruppen. Obwohl alles schon so langsam geschlossen und verschlossen wurde, konnten wir uns noch einen Eindruck über die Bauweise der einzelnen Regionen vor über 100 Jahren machen. Ausgelassen haben wir die Baugruppe Bergisches Land und Marktplatz Rheinland. Aber auch in den anderen drei Baugruppen gibt es genug zu sehen und zu entdecken.




Baugruppe Westerwald. Der Westerwald ist ein typisches deutsches Mittelgebirge. Er ist ein Gebiet, in dem die Menschen in Dörfern lebten. Keine verstreuten Einzelhöfe, auch keine kleinen Weiler, sondern mehr oder minder große Dörfer waren hier entstanden. Die Häuser waren ungeordnet zu Dörfern zusammengebaut, entsprechend winklig und unregelmäßig sind die Straßen und Gassen.



Die Siedlungen im Rheintal, am Mittelrhein unterscheiden sich von den Dörfern auf der Höhe vor allem dadurch, dass hier weniger Bauplatz zur Verfügung stand. Dass man dort trotzdem lebte, hat vor allem mit dem Weinbau zu tun. Deshalb finden Sie in der Baugruppe Westerwald auch einen rheinischen Winzerhof.
Die Gebäude sind nach ihren Nutzungsarten klar getrennt. Zusammenbau von Wohnung und Stall oder von Scheune und Stallungen bleiben in älterer Zeit die Ausnahme. Für jede Funktion gibt es ein eigenes Gebäude.



Die ältesten erhaltenen Westerwaldhäuser waren ursprünglich Rauchhäuser ohne Rauchabzug über Dach. Im 17. Jahrhundert werden erstmals hölzerne Rauchschlote in Feuerordnungen genannt.

Ein altes Traktorengespann mit Martinsgänsen und Gänselieseln sowie historische Löschgruppen begleiten den Martinszug. Die teilnehmenden Musikkapellen spielen auch Martinslieder, die heute kaum mehr bekannt sind.




Baugruppe Niederrhein. Auf dem Land waren am Niederrhein einzeln gelegene Hofanlagen, genannt Einzelhofsiedlungen, ortsbildprägend. Zentrum der Hofanlagen am nördlichen Niederrhein ist das Hallenhaus, das verschiedene Nutzungsarten unter einem Dach beherbergt: Durch das giebelseitig gelegene Einfahrtstor gelangt man auf die Diele, die das Mittelschiff bildet. An den Längsseiten liegen die im Vergleich mit den Höfen der anderen Museumsbaugruppen recht großen Stallungen für Pferde und Kühe: Die Rinderhaltung spielte in weiten Teilen des Niederrheins eine große Rolle.






Die Häuser sind verhältnismäßig groß, dazu gedacht, eine große Ernte und viel Vieh unterzubringen. Oft wurden sie noch um einen eigenständigen Speicher ergänzt. Diese Bauernhöfe bildeten keine Dörfer, sondern waren als Einzelhöfe gleichmäßig über das Land verteilt.
Am Niederrhein herrschte eine andere Wirtschafts- und Lebensweise als in den Mittelgebirgen. Daher wurden auch die Gebäude anders genutzt als etwa in der Eifel. Da die ausgedehnten feuchten Weiden das Halten von Rindern begünstigen, entwickelte sich eine Milch- und Käsewirtschaft, die der holländischen Tradition ähnlich ist. Im 16. Jahrhundert trat ein Gewerbe hinzu, das später den Arbeitsalltag verändern sollte: Die Tuchherstellung.


Baugruppe Eifel. Die Eifel ist ein Mittelgebirge sowie Teil des Rheinischen Schiefergebirges und erstreckt sich linksrheinisch zwischen Aachen im Norden (Nordrhein-Westfalen), Koblenz im Osten und Trier im Süden (Rheinland-Pfalz). Westwärts grenzt sie an Belgien und Luxemburg, wo sie in die geologisch verwandten Ardennen und den luxemburgischen Ösling übergeht, während sie Richtung Norden zur Niederrheinischen Tiefebene abflacht.




Die Siedlungsform der Eifel ist geprägt von geschlossenen Straßen- und Haufendörfern. Es kommt jedoch zu regionalen Unterschieden in Bezug auf die Größe und Ausstattung der Höfe. Die Niederrheinische Bucht, die der Eifel im Norden und Nordosten vorgelagert ist, bescherte den Bauern, durch fruchtbare Böden und große Ackerparzellen, eine reiche Ernte, wodurch sich stattliche Höfe bilden konnten.
Die „arme" Eifel dagegen findet sich in den Mittelgebirgsregionen. Die Böden waren schlecht, die Parzellen klein. Auch bei harter Arbeit lieferten sie nur geringe Ernte-Erträge. Wegen der schlechten Böden musste Ackerland zudem immer wieder brachliegen. Die Höfe in dieser Region sind dementsprechend klein und ärmlich.


Mit der Siedlungsverdichtung im Dorf entstanden aus Höfen, deren Gebäude locker und unregelmäßig auf weiträumigen, umzäunten Hofplätzen verteilt waren, regional unterschiedliche Hofformen. Im Norden herrscht der Winkel- und Mehrkant-Hof vor, während im Süden die Tendenz eher zum Streckhof geht. Im Hohen Venn entwickelte sich dagegen mit dem Einhaus eine Sonderform, die Wohnung, Stall und Scheune unter einem Dach zusammenfasst.



Jedes Jahr nehmen Hunderte von Familien aus dem ganzen Rheinland an diesem Martinszug teil. Zum Abschluss des Laternenumzuges verteilt Sankt Martin im historischen Tanzsaal die Martinswecken zu Kakao, Kinderpunsch und Glühwein für die Erwachsenen.






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