Evrenseki: Verborgene Flussbewohner, die Nil-Weichschildkröte im Hafen von Evrenseki



Die Afrikanische Weichschildkröte oder Nil-Weichschildkröte im Hafen von Evrenseki
Im malerischen Küstenort Evrenseki an der türkischen Riviera, wo das Süßwasser des Flusses Manavgat Çayı auf das Mittelmeer trifft, verbirgt sich ein erstaunlicher Lebensraum – der Hafen von Evrenseki. Zwischen Booten, Schilfinseln und flachen Sandbänken leben hier Afrikanische Weichschildkröten (Trionyx triunguis), eine seltene und wenig bekannte Schildkrötenart, die sich an diesen besonderen Ort angepasst hat.
Porträt einer faszinierenden Schildkrötenart
Die Afrikanische oder Nil-Weichschildkröte gehört zur Familie der Trionychidae und ist die größte Weichschildkrötenart im Mittelmeerraum. Ihr Name leitet sich vom weichen, lederartigen Panzer ab, der im Gegensatz zu den harten Panzern anderer Schildkrötenarten biegsam und elastisch ist. Erwachsene Tiere können eine Panzerlänge von über 80 cm und ein Gewicht von über 40 Kilogramm erreichen.
Charakteristisch für die Art sind ein flacher, ovaler Panzer mit olivgrüner bis brauner Färbung, ein langgestreckter Hals und ein rüsselartiges Maul, mit dem sie Luft schnappen kann, ohne den Körper ganz aus dem Wasser zu heben.
Diese Schildkröte ist halb-aquatisch, verbringt also den Großteil ihres Lebens im Wasser, kommt aber zum Sonnen, zur Eiablage oder gelegentlich zur Nahrungssuche an Land.



Der Lebensraum: Flussdelta und Lagunen
Die Afrikanische Weichschildkröte bevorzugt ruhige Flussabschnitte, Süßwasserlagunen, Schilfzonen und Mündungsbereiche, wie sie in Evrenseki vorhanden sind. Der Flusslauf, der durch Evrenseki fließt, bietet ideale Bedingungen: flaches Wasser, weiche Sedimente, viele Fische, Amphibien, Insekten und Zugang zu Sandstränden, an denen die Weibchen ihre Eier ablegen können.
Insbesondere die Mündung des Flusses, wo Süß- und Salzwasser aufeinandertreffen, bietet einen einzigartigen Lebensraum für diese anpassungsfähige Schildkrötenart.
Die Schildkrötenbrücke – ein Beobachtungspunkt der besonderen Art
Ein Highlight für Besucher von Evrenseki ist die sogenannte Schildkrötenbrücke – ein kleiner Fußgängersteg über einen Nebenarm des Flusses. Hier kann man in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag mit etwas Glück die Köpfe der Schildkröten aus dem Wasser auftauchen sehen. Oft schwimmen sie ruhig zwischen den Schilfpflanzen oder sonnen sich auf flachen Steinen am Ufer.
Die Brücke ist nicht nur ein beliebter Fotospot, sondern hat sich auch zu einem inoffiziellen Naturbeobachtungsplatz entwickelt. Lokale Touranbieter und Naturführer berichten regelmäßig von Sichtungen – besonders im Frühjahr und Frühsommer, wenn die Tiere aktiver sind.
Schutz und Bedrohung
Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit ist die Afrikanische Weichschildkröte gefährdet. Die IUCN führt sie als „gefährdet“ (Vulnerable) auf. Hauptbedrohungen sind:
Verlust von Brutplätzen durch Bebauung und Tourismus, Verschmutzung der Flüsse, Störungen durch Boote und Angler, illegale Entnahme und Bejagung.
Gerade deshalb ist die Population bei Evrenseki von besonderer Bedeutung – hier scheinen sich die Tiere noch wohlzufühlen, was auf eine relativ intakte Umwelt und günstige Bedingungen schließen lässt.




Ein Appell zur Rücksichtnahme
Wer das Glück hat, eine dieser seltenen Schildkröten zu beobachten, sollte Abstand halten, sie nicht füttern und keinesfalls versuchen, sie zu berühren oder zu fangen. Der Lebensraum am Fluss ist empfindlich, und jede Störung kann großen Einfluss auf das Verhalten der Tiere haben.
Fazit:
Die Afrikanische Weichschildkröte ist ein stiller Bewohner der Gewässer rund um Evrenseki. Sie steht für die Biodiversität des Mittelmeerraums und für die Notwendigkeit, natürliche Rückzugsräume auch in touristisch geprägten Regionen zu bewahren. Die Schildkrötenbrücke von Evrenseki ist nicht nur ein Ort der Begegnung zwischen Mensch und Tier, sondern auch ein Symbol für das harmonische Miteinander von Natur und Tourismus.




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