Poetisches und nachdenkliches zu zwei der atem- beraubendsten Regionen Namibias
Namibia ist kein Land, das man einfach bereist.
Es ist ein Raum, der antwortet – mit Stille.
Hier verlieren Wege ihre Eile, Horizonte ihre Grenzen.
Der Wind schreibt Spuren in den Sand, nur um sie wieder zu löschen,
als wolle er erinnern: Alles ist Bewegung, selbst das Unveränderliche.
Zwischen Weite und Leere liegt eine Schönheit, die den Atem anhält.
Nicht laut, nicht fordernd – sondern wartend.
Und wer lange genug bleibt, merkt:
Es ist nicht die Landschaft, die sich öffnet,
sondern der Blick auf sich selbst.
Der Tag beginnt leise. In der Khomas-Region liegt das Land offen, weit und zurückhaltend. Das Licht ordnet die Hügel, der Boden trägt den Schritt. Man geht, ohne etwas zu suchen. Gedanken kommen und gehen wie der Wind, ohne Richtung zu verlangen.
Hiking ist hier ein Zustand. Das bewusste Gehen durch Raum, der nichts erklärt und nichts fordert. Der Atem findet seinen Rhythmus, der Blick darf bleiben. Alles Wesentliche ist bereits da.
In der Erongo-Region verdichtet sich die Landschaft. Granit hebt sich aus der Ebene, schwer und ruhig. Das Gehen wird aufmerksamer, nicht langsamer. Wege sind Andeutungen, keine Vorgaben. Jeder Schritt steht für sich.
Trekking beginnt dort, wo das Gehen nicht endet, sondern sich fortsetzt. Tage reihen sich aneinander, ohne Dringlichkeit. Man trägt, was man braucht. Man nimmt nichts mit, man lässt nichts zurück. Die Landschaft bleibt unberührt, gleichgültig und vollständig.
Die Nächte sind klar. Das Lager ist kein Rückzug, nur ein kurzer Stillstand. Ruhe entsteht aus Einfachheit, Abschalten aus dem Wegfallen von Bedeutung. Genuss geschieht, ohne benannt zu werden.
Man geht weiter, weil der Boden da ist.
Der Tag endet, weil das Licht es tut.
Und zwischen Schritt und Atem ist man da –
still, wach, und ohne Spur.
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