Zu Fuß durch Namibia: Erongo und Naukluft erleben

Veröffentlicht am 27. November 2025 um 12:02

Wer in Namibia nach echtem Abenteuer sucht, wird früher oder später am Erongo ankommen – einem uralten Bergmassiv, das wie eine gewaltige Granitburg aus der Savanne ragt. Hier scheint die Zeit langsamer zu vergehen. Das Licht wandert über Kuppeln aus rosa Granit, Wind streicht durch trockene Wacholderbüsche, und zwischen den Felsen herrscht jene tiefe Stille, die nur echte Wildnis besitzt. Trekking im Erongo bedeutet, in eine Landschaft einzutauchen, die archaisch und zugleich voller lebendiger Details ist – ein Ort, der fordert, belohnt und inspiriert.

Den ersten großen Höhepunkt erlebt man oft am Hohenstein. Der höchste Gipfel des Erongo erhebt sich mit seinen 2.319 Metern wie ein Wächter über der Region. Der Weg hinauf führt durch sonnengegerbte Savanne, über weite Granitplatten und hinein in eine felsige Gipfelzone, die mit jedem Schritt mehr Ausblick schenkt. Von oben öffnet sich eine grandiose Bühne: endlose Ebenen, zerklüftete Höhenzüge, die fernen Otjipateraberge – ein Panorama, das sich tief einprägt.

Doch der Erongo ist viel mehr als ein einzelner Berg. Wer weiterzieht, trifft auf eindrucksvolle Felswelten wie den Elephant’s Head, einen monumentalen Granitbogen, der wie der Schädel eines urzeitlichen Elefanten über der Landschaft thront. Die Wege dorthin führen über glatte Felsbuckel, durch kleine Schluchten und vorbei an uralten, vom Wind geformten Bäumen. Ebenso magisch wirkt die Bulls Party – eine Ansammlung runder, übereinandergestapelter Granitblöcke, die fast märchenhaft erscheint. Zwischen diesen Felsriesen zu wandern, fühlt sich an, als würde man durch die Spiellandschaft der Natur selbst streifen.

Noch wilder wird das Erlebnis in den Otjipaterabergen. Hier sind die Pfade schmal, die Schluchten tief und die Canyons voller Geheimnisse. Das Licht fällt nur zögerlich zwischen die hohen Felswände, Wasserläufe glitzern in der Tiefe, und jede Biegung eröffnet eine neue, unverbrauchte Perspektive. Eine Canyondurchquerung in diesem Gebiet ist nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern ein emotionales Erlebnis – ein Weg durch die stille, ungeformte Seite Namibias.

Für erfahrene Abenteurer bietet die Durchquerung des gesamten Erongo-Massivs – etwa vom Hohenstein bis zum Krantzberg – ein Trekkingerlebnis von unvergesslicher Intensität. Stunden- oder tagelang wandert man über gewölbte Felsrücken, durch weite Granitkessel, über versteckte Pässe und durch einsame Täler. Der Erongo zeigt sich auf dieser Route in all seinen Facetten: rau, weich, weit, wild und immer wieder überraschend.

Und für jene, die die Vielfalt der Region voll auskosten möchten, führt der Weg weiter: in die Naukluftberge. Nur wenige Autostunden entfernt, eröffnen sie eine völlig andere Welt. Statt Granit dominieren hier zerklüftete Kalksteinplateaus, steile Klippen, tiefe Kessel und glasklare Quellen. Die Naukluftschluchten – mal eng, mal weit – sind ein Labyrinth aus Wasser, Fels und Schatten. Pfade führen über ausgesetzte Höhenkämme, entlang von Quellen und durch schroffe Canyons, in denen sich Klippspringer, Bergzebras und Oryx zwischen Felsvorsprüngen bewegen. Diese Gebirgswelt ergänzt den Erongo perfekt: Wo der Erongo rund und warm wirkt, zeigt sich die Naukluft kantig und wild.

So entsteht ein Trekkingerlebnis, das seinesgleichen sucht: die sanft geschwungenen Granitdome des Erongo, die mystischen Schluchten der Otjipatera-Berge, die endlosen Weiten des Hochlands – und schließlich die dramatischen Kalksteinformationen der Naukluft. Zusammen bilden sie ein Abenteuer, das Körper fordert, Sinne öffnet und den Geist weit werden lässt.

Wer im Erongo und in den Naukluftbergen unterwegs ist, betritt nicht nur ein Stück Namibia – er erlebt eine der eindrucksvollsten Naturbühnen, die das südliche Afrika zu bieten hat.

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