🇧🇪 Kutenhard Venn und Getzbach, Runde von Haus Ternell
Start am Haus Ternell, das Tor zum Venn
Die Wanderung beginnt am traditionsreichen Naturzentrum Haus Ternell, das wie ein Tor in die weitläufigen Landschaften des Hohen Venns wirkt. Schon beim Losgehen spürt man, wie sich der Wald um einen schließt, die Geräusche dumpfer werden und die feuchte Luft der vergangenen Schneeschmelze wie ein feiner Film auf Rinde, Moos und Steinen liegt. Das Gelände fällt bald spürbar ab und leitet dich in eine stille, kühle Waldwelt hinunter – ein Übergang, der die Tour sofort in eine atmosphärische Richtung drängt.
Der steile Abstieg ins Tal des Getzbaches
Der Weg führt recht zügig bergab, an vielen Stellen über wurzelige, teils rutschige Pfade, deren nasses Laub und dunkle Erde die volle Konzentration verlangen. Die Schneeschmelze der vergangenen Woche hat die Erde aufgeweicht, kleine Rinnsale durchziehen den Hang und die tieferen Passagen erinnern an Bergpfade, die so ursprünglich und ungestaltet sind, dass sie unbemerkt in die Landschaft zu wachsen scheinen. Mit jedem Schritt wird der Bach unten im Tal deutlicher hörbar, erst als Rauschen, dann als ein lebendiges, klares Murmeln.
Entlang des wilden Getzbaches
Unten angekommen betrittst du eine völlig andere Szenerie. Der Getzbach zieht sich hell und quicklebendig durch das enge Tal, begleitet von moosbewachsenen Steinen, umgestürzten Bäumen und dichter Ufervegetation. Holzbohlen, kleine Stege und naturbelassene Pfade wechseln sich ab und führen durch eine Landschaft, die trotz ihrer Nähe zum Naturzentrum fast unberührt wirkt. Die Luft ist kühl und schwer, durchsetzt von der Feuchtigkeit des Wassers, die über dem Bach wie feiner Dunst hängt. Nach der Schneeschmelze wirkt der Bach kraftvoll, stellenweise breit und laut, und diese Energie verleiht dem gesamten Abschnitt eine besondere Wildheit.
Mittelschwere Wanderung. Gute Grundkondition erforderlich. Teilweise ausgesetzte Wege. Trittsicherheit erforderlich. Untergrundbeschaffenheit der Wege beachten. Der Startpunkt der Tour liegt direkt an einem Parkplatz.
Der Anstieg Richtung Hochmoor
Sobald sich der Weg vom Bach löst, beginnt der lange, stetige Aufstieg hinauf zur Vennplatte. Hier wechselt das Landschaftsbild erneut. Der Wald lichtet sich allmählich, und die Pfade werden weicher, dunkler und durchsetzt vom Moorboden, der unter den Schuhen nachgibt. Wasser steht an manchen Stellen direkt auf dem Weg, und der Aufstieg fordert etwas Geduld, denn der tiefere Untergrund macht die Schritte schwerer. Gleichzeitig öffnet sich mit jedem Höhenmeter der Blick, und die Landschaft scheint sich in Richtung Horizont zu strecken.
Übergang ins Kutenhard Venn
Mit dem Erreichen des Hochmoors verändert sich das Gefühl der Wanderung vollständig. Die Stille wird größer, der Raum weiter, der Himmel näher. Das Kutenhard Venn liegt wie eine rauhe, offene Ebene vor dir, in der alte Grasbüschel, Birkeninseln, Heideflächen und dunkle Moorlöcher ein Mosaik aus Strukturen bilden. Nach der Schneeschmelze steht in vielen Senken Wasser, und die Holzstege sind feucht bis an den Rand. Das Gehen wird entschleunigt, weil der Moorboden immer wieder weich nachgibt und manche Stellen fast sumpfig wirken. Genau hier entfaltet sich die typische Venn-Atmosphäre: ein Ort zwischen Land und Wasser, ruhig, archaisch und endlos wirkend.
Ausrüstung bei Regen, Nebel und Schneeschmelze
Bei einer Tour wie dieser, geprägt von feuchten Pfaden, aufgeweichtem Moorboden und nebligen Hochlagen, ist eine angepasste Ausrüstung entscheidend. Wasserdichte, knöchelhohe Wanderschuhe sind unverzichtbar, denn sowohl im Getzbachtal als auch im Venn warten zahlreiche nasse Passagen. Eine Regenjacke mit Kapuze, die auch im Nebel zuverlässig schützt, sorgt dafür, dass die Körpertemperatur stabil bleibt, besonders wenn die Feuchtigkeit von allen Seiten kommt. Im Rucksack sollte trockene Wechselkleidung verstaut sein, denn durchweichtes Material kühlt schnell aus. Atmungsaktive, wasserabweisende Hosen erleichtern die Bewegung in sumpfigem Gelände, und Handschuhe sowie eine dünne Mütze bewähren sich bei feuchter Kälte im Moor. Auch Wanderstöcke können den Abstieg und den matschigen Untergrund spürbar erleichtern, vor allem nach der Schneeschmelze.
Nebel über dem Hochmoor
Oben im Venn liegt heute ein dichter Nebel, der die Landschaft in eine nahezu geheimnisvolle Szenerie taucht. Die Konturen verlieren sich, Geräusche werden verschluckt, und selbst nah stehende Bäume erscheinen nur als schemenhafte Silhouetten. Diese Nebelsuppe ist typisch für das Hochmoor und verleiht dem Gelände eine fast mythische Stimmung. Die Sicht reduziert sich auf wenige Meter, wodurch der Weg an Intensität gewinnt, denn jeder Schritt führt in ein kleines Stück Unbekanntes hinein. Das Venn wirkt in diesen Momenten gleichzeitig beruhigend und respektgebietend, eine Landschaft, die sich nicht vollständig greifen lässt.
Rückweg zum Haus Ternell
Der Rückweg führt allmählich aus dem offenen Moor zurück in waldigere Regionen. Die Pfade werden fester und verlaufen wieder auf sicherem Untergrund, während der Nebel in den Bäumen hängt und Tropfen von den Ästen fallen. Es ist ein sanfter Übergang von der weiten, offenen Ebene hinein in die dichter gefasste Waldlandschaft. Der weg schlängelt sich oberhalb des Getzbaches entlang. Von links stürzen kleinere und größere Wasserfälle hinunter zum Getzbach. Schritt für Schritt schließt sich die Schleife, bis schließlich das Haus Ternell wieder auftaucht – ein ruhiger, fast symbolischer Abschluss einer Tour, die viele Landschaftsgesichter gezeigt hat.
Tour im Überblick
Länge: rund 9,6 Kilometer
Höhenmeter: etwa +148 m Aufstieg und −140 m Abstieg
Dauer: moderat, je nach Tempo etwa 2,5 bis 3 Stunden
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel, mit einzelnen rutschigen und steileren Passagen
Charakter: abwechslungsreiche Rundtour zwischen dunklem Bachtal und offenem Hochmoor
Gelände: wurzelige Waldpfade, feuchte Uferwege, Holzstege im Moor, mooriger Untergrund
Landschaft: tief eingeschnittenes Getzbachtal, wilder Bachlauf, weite Moorflächen des Kutenhard Venn
Besondere Bedingungen: Schneeschmelze mit sehr nassem Untergrund, rutschige Pfade, sumpfige Moorpartien, dichter Nebel im Hochmoor
Eindruck: kontrastreiche Naturerfahrung mit mystischer Stimmung auf der Vennplatt
Die Route verbindet drei sehr unterschiedliche Landschaftsräume miteinander: die geschlossenen, feucht duftenden Wälder rund um Haus Ternell, das wildromantische Tal des Getzbachs und die weitläufige, offene Hochmoorlandschaft des Kutenhard Venns. Die Tour ist abwechslungsreich, atmosphärisch dicht und technisch fordernd genug, um als echte Naturerfahrung wahrgenommen zu werden.
Die besonderen Bedingungen der letzten Woche – Schneeschmelze, viel Oberflächenwasser im Moor und dichter Nebel – verleihen der Wanderung eine Intensität, die weit über eine gewöhnliche Route hinausgeht. Die Pfade sind rutschig, der Moorboden weich und das Gelände oben im Venn stark durchnässt, was der Tour einen spannenden, manchmal fast wilden Charakter verleiht.
Fazit
Die Wanderung von Haus Ternell über das Tal des Getzbachs hinauf ins Kutenhard Venn ist eine eindrucksvolle Tour, die durch ihre Vielseitigkeit besticht. Die Verbindung aus ursprünglichem Wald, wildem Bachlauf und mystischem Hochmoor macht sie zu einer intensiven Naturerfahrung, die besonders bei Nebel eine unverwechselbare Stimmung erzeugt. Die feuchten Bedingungen und die Spuren der Schneeschmelze erfordern Aufmerksamkeit und gute Ausrüstung, bereichern jedoch das Erlebnis durch eine zusätzliche Tiefe und Ursprünglichkeit. Diese Tour gehört zu den Wegen, die man nicht nur geht, sondern erlebt – Schritt für Schritt, Landschaft für Landschaft.
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