Auf Wurzelpfaden im Wald der Herzöge

Veröffentlicht am 30. August 2025 um 21:24

🇧🇪 Hill- und Getzbach, Hertogenwald, Runde von Haus Ternell

 


Ausgangspunkt im Herzen des Hertogenwaldes

Der Hertogenwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Belgiens und reicht von Eupen bis an die Hochebene des Hohen Venns. Mitten in diesem grünen Herz liegt das Naturzentrum Haus Ternell, ein traditionsreicher Ort, der schon im 18. Jahrhundert als Forsthaus genutzt wurde. Heute ist es ein beliebter Treffpunkt für Naturfreunde: Ausstellung, kleine Dauerausstellung zur Forstgeschichte, eine gut sortierte Naturbuchhandlung und nicht zuletzt ein gemütliches Café mit regionalen Spezialitäten machen es zu einem idealen Start- und Zielpunkt.

Der Einstieg ins Tal der Hill

Direkt nach dem Start verschwindet die Zivilisation. Ein schmaler, wurzelreicher Pfad führt in das Tal der Hill. Schon nach wenigen Schritten verändert sich die Atmosphäre: Die Temperatur sinkt leicht, das Licht wird gedämpfter, und das stetige Rauschen des Baches bestimmt den Rhythmus.

Der Weg folgt eng dem Verlauf der Hill, die sich tief in ihr Bett gegraben hat. Immer wieder öffnen sich kleine Blicke auf das Wasser, das über Steine und Blockwerk rauscht. Gerade nach Regenfällen zeigt sich hier die wilde Seite des Baches. Im Sommer hingegen glänzt er durch stille, klare Gumpen, die zwischen Farnen und moosbewachsenen Steinen liegen.

Mittelschwere Wanderung. Gute Grundkondition erforderlich. Leicht begehbare Wege. Kein besonderes Können erforderlich. Der Startpunkt der Tour liegt direkt an einem Parkplatz.

Ein Bach mit Charakter

Die Hill, im Deutschen auch Helle genannt, entspringt im Hohen Venn und bahnt sich ihren Weg in Richtung Eupen, wo sie schließlich in die Weser mündet. Auf dieser Wanderung zeigt sie sich von ihrer ursprünglichsten Seite: ungezähmt, kühl und voller Dynamik. Das Tal wirkt beinahe wie eine kleine Schlucht, die trotz der Nähe zur Stadt völlig abgeschieden erscheint.

Zwischen Anstieg und Hochwald

Nach der Bachpassage beginnt der Weg anzusteigen. Es handelt sich nicht um steile Anstiege, sondern um sanfte Höhenmeter, die den Körper in Bewegung bringen, ohne zu überfordern. Dieser Abschnitt führt hinaus aus dem schattigen Tal hinein in lichteren Mischwald. Hier fällt das Sonnenlicht zwischen hohen Baumstämmen auf den Waldboden, und die Geräuschkulisse verändert sich: Das Rauschen des Baches bleibt zurück, Vogelstimmen und das Rascheln des Windes treten in den Vordergrund.

Auf weiten Waldwegen

Die Route verläuft nun auf breiteren Wegen, die sich angenehm gehen lassen. Diese Passage wirkt ruhiger und weniger ursprünglich als der Einstieg, schafft aber den Kontrast, der diese Runde so abwechslungsreich macht. Es ist der Abschnitt, an dem sich der Blick hebt und die Gedanken schweifen dürfen.

Entlang des Getzbachs

Nach dem Übergang zum zweiten Teil der Runde begleitet der Weg den Getzbach. Er ist im Vergleich zur Hill deutlich zahmer. Sein Lauf ist gleichmäßiger, die Ufer breiter, und die Umgebung wirkt fast parkähnlich. Der Weg entlang des Wassers ist leicht begehbar und bietet ideale Voraussetzungen für eine entspannte Rückkehr.

Besonders eindrucksvoll ist eine Brücke, die den Bach quert. Von hier lässt sich die ruhige Wasserfläche betrachten, die sich sanft zwischen Steinen und Uferbewuchs hindurchschiebt. Es ist ein Ort, an dem sich die Stimmung der Tour verdichtet: Stille, Natur und Gelassenheit.

Flora und Fauna unterwegs

Der Hertogenwald ist reich an Artenvielfalt. Besonders im Frühjahr prägen Buschwindröschen, Bärlauch und junge Farne die Böden entlang der Bäche. Im Sommer spenden die Fichten- und Buchenbestände angenehmen Schatten, während im Herbst die bunten Laubfärbungen ein völlig anderes Landschaftsbild schaffen.

Mit etwas Glück lassen sich Graureiher am Wasser beobachten, und im Waldbereich sind Spechte und Eichelhäher ständige Begleiter. Wer aufmerksam geht, bemerkt auch die typischen Spuren des Wildes – von Rehtrittsiegeln bis zu Frischlingssuche im Boden.

Anforderungen und Wegcharakter

Die Runde ist mit rund acht Kilometern überschaubar, verlangt aber auf den Passagen entlang der Hill eine gewisse Trittsicherheit. Wurzeln, Steine und feuchte Abschnitte können rutschig sein. Festes Schuhwerk ist daher empfehlenswert. Der Rückweg am Getzbach ist hingegen deutlich einfacher, fast schon ein entspannter Spaziergang.

Die Gehzeit liegt bei rund zwei Stunden, abhängig von Pausen und Beobachtungen am Wegesrand. Damit eignet sich die Tour sowohl als eigenständiger Halbtagesausflug als auch als Ergänzung zu einem Besuch im Hohen Venn.

Beste Jahreszeit

Die Wanderung ist zu jeder Jahreszeit reizvoll. Im Frühling lockt das frische Grün, im Sommer die kühle Frische der Bachläufe. Der Herbst ist durch farbenfrohes Laub besonders eindrucksvoll, während im Winter Schnee und Eis den Bächen ein fast nordisches Gepräge verleihen. Gerade in den kalten Monaten ist allerdings Vorsicht auf vereisten Wurzeln geboten.

Einkehr und Ausklang

Am Ende der Tour bietet sich ein Besuch im Café von Haus Ternell an. Regionale Kuchen, warme Getränke oder ein herzhaftes Gericht runden den Tag ab. Wer noch mehr entdecken möchte, findet im angeschlossenen Museum spannende Informationen zur Wald- und Vennlandschaft sowie aktuelle Hinweise zu Natur- und Tierschutz.

Fazit

Die Tour vereint die beiden Gesichter des Hertogenwaldes: die wilde, ursprüngliche Seite an der Hill und die ruhige, harmonische Atmosphäre am Getzbach. In nur zwei Stunden entsteht ein eindrucksvolles Bild dieser besonderen Landschaft. Die Tour ist kompakt, abwechslungsreich und bestens geeignet, um Natur intensiv zu erleben, ohne eine große Tagestour planen zu müssen.

Tour im Überblick

 

Start/Ziel: Naturzentrum Haus Ternell bei Eupen

Distanz: ca. 8,6 km

Dauer: rund 2 Stunden Gehzeit

Höhenmeter: ca. 180–200 m im Auf- und Abstieg

Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel; Trittsicherheit an der Hill notwendig

Charakter: Bachpfade, wurzelige Abschnitte, ruhige Waldwege

Beste Jahreszeit: ganzjährig; Frühling und Herbst besonders reizvoll

Besonderheiten: abwechslungsreicher Verlauf, Naturerlebnis, Einkehrmöglichkeit im Haus Ternell

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