Eisenklammern, Fels und Schlucht, ein Abenteuer für Schwindelfreie

Veröffentlicht am 16. Juli 2025 um 19:15

🇩🇪 Zwillingsstiege, Obere Häntzschelstiege und Wilde Hölle, Runde von Parkplatz Beuthenfall 

 


Diese Rundtour ist nichts für Zögerliche: Steile Klettersteige, luftige Leitern und geheimnisvolle Felsschluchten fordern Mut, Konzentration und Kondition. Wer sich darauf einlässt, erlebt eine unvergessliche Kombination aus Nervenkitzel und Naturgenuss – ein echtes Highlight für Abenteurer mit Lust auf Fels und Höhe.

Herausforderung in Fels und Schlucht: Rundwanderung vom Beuthenfall über die Zwillingsstiege, Obere Häntzschelstiege und zurück durch die Wilde Hölle

Diese Tour ist ein echtes Abenteuer inmitten der spektakulären Felsenwelt der Sächsischen Schweiz. Sie vereint alles, was das Herz geübter Wanderer und Klettersteig-Fans höherschlagen lässt: steile Stiegen, luftige Eisenleitern, enge Felsspalten, grandiose Aussichten – und als Kontrastprogramm dazu ein verwunschener Rückweg durch eine wilde, schattige Schlucht. Die Rundtour vom Beuthenfall über die Zwillingsstiege, die Obere Häntzschelstiege und zurück durch die Wilde Hölle zählt zu den beeindruckendsten, aber auch anspruchsvollsten Touren der Region.

Startpunkt Beuthenfall: Sanfter Einstieg ins Felsenreich

Der Ausgangspunkt ist der Beuthenfall im idyllischen Kirnitzschtal, unweit von Bad Schandau. Hier beginnt die Tour gemütlich, auf gut ausgebauten Wegen entlang des plätschernden Bachs. Die Ruhe des Tals ist jedoch trügerisch – schon bald beginnt das Gelände steiler und felsiger zu werden. Spätestens beim Einstieg in die Zwillingsstiege wird klar: Jetzt beginnt das Abenteuer.

Zwillingsstiege: Vertikaler Auftakt mit Klammern und Eisen

Die Zwillingsstiege führt auf schmalem Pfad zunächst durch einen steilen Einschnitt im Fels, bevor Eisenklammern und Trittbügel dan der Wand entlang leiten. Die Stiege ist technisch nicht übermäßig schwer, aber sie verlangt absolute Trittsicherheit, Konzentration und vor allem Schwindelfreiheit. Bei feuchtem Wetter können die Felsen rutschig sein – eine gute Profilsohle ist Pflicht. Wer sich hier unsicher fühlt, sollte spätestens jetzt über die Verwendung eines Klettersteigsets nachdenken. Für viele ist die Zwillingsstiege der erste Kontakt mit dem vertikalen Teil dieser Tour – eine perfekte Vorbereitung auf das, was noch kommt.

Zwischenstopp mit Aussicht: Kurze Rast über den Wipfeln 

Nach dem Aufstieg öffnet sich der Wald. Die ersten Aussichten über das zerklüftete Schrammsteingebiet und tief in die bewaldeten Täler sind grandios. Auf schmalen Pfaden führt der Weg durch eine faszinierende Felslandschaft weiter zur Oberen Häntzschelstiege – dem Höhepunkt der Tour.

Zwillingsstiege im Detail

Berg: Affensteine  (458 m)

Charakter: Die Zwillingsstiege ist kürzer und nicht schwieriger als der beliebte Nachbar - die Häntzschelstiege, doch wesentlich ausgesetzter und nicht mit einem Sicherungsseil versehen. Ungeübte und Kinder müssen daher mit einem zusätzlichen Seil gesichert werden. Nach der Steilstufe hat man die Möglichkeit, über die (Obere) Häntzschelstiege noch ganz hinauf auf das Horn zu steigen.

Genaue Routenbeschreibung: Über den schwierigen (B) Einstiegsblock auf einen Block-Absatz und weiter an einer kurzen Verschneidung (B) auf die erste untere Rampe (A). Ein exponierter Spalt (B) leitet hinauf zur oberen Rampe, die gerade zum Spalt hinter einem Turm führt, den man über Holzstufen durchquert (A). Es folgt ein Weg mit einer kurzen versicherten Stelle (A) hinauf zur Oberen Affensteinpromenade .

Ausrüstung: Klettersteigausrüstung, Helm und für unsichere und schwächere Klettersteiggeher ggf. ein Sicherungsseil.

Infos bergsteigen.com

Schwere Wanderung. Sehr gute Kondition erforderlich. Gute Trittsicherheit, festes Schuhwerk und alpine Erfahrung notwendig. Entspricht etwa SAC 4-6.

Obere Häntzschelstiege: Luftig, ausgesetzt, unvergesslich

Die Obere Häntzschelstiege ist kein gewöhnlicher Wanderpfad – sie ist ein alpiner Klettersteig im Miniaturformat. Der Einstieg erfolgt über eine steile, lange Eisenleiter, die in einer engen Felsspalte versteckt liegt. Danach geht es über Eisenklammern senkrecht nach oben, durch eine Schlucht, die sich zu beiden Seiten steil auftürmt. Das absolute Highlight ist die berühmte Querung am Drahtseil – schmal, ausgesetzt, und nichts für schwache Nerven. Ein Fehltritt hätte hier ernsthafte Konsequenzen – Klettergurt, Klettersteigset und Helm sind dringend empfohlen. Wer sich an diese Passage wagt, sollte wissen, was er tut.

Doch der Lohn ist spektakulär: Oben angekommen bietet sich ein atemberaubender Blick von den Affensteinen über die endlosen Tafelberge und das zerklüftete Elbsandsteingebirge bis hinüber zum Falkenstein. Ein idealer Ort für eine ausgedehnte Rast mit Panoramablick.

Obere Häntzschelstiege im Detail

Berg: Affensteine  (458 m)

Charakter: Der Erbauer, Rudi Häntzschel, hat in den Sechzigerjahren, als er Invaliditätspensionist war, die Häntzschelstiege ohne (Bohr-)Maschinenunterstützung illegal errichtet und im Jahr 1998 offiziell saniert und ausgebaut. Einer der wenigen echten Klettersteig in der Sächsischen Schweiz besteht aus zwei ausgezeichneten, mit vielen Trittstiften, Griffeisen und stellenweise mit einem Sicherungsstahlseil ausgerüsteten Teilabschnitten. Der Aufstieg auf das Horn verläuft im oberen Teil durch einen tiefen Spalt (Kluft). Der Klettersteig ist bei schönem Wetter an den Wochenenden zwar ziemlich überlaufen, sollte allerdings, schon alleine aufgrund der wunderbaren Landschaft, in keinem Tourenbuch fehlen.

Genaue Routenbeschreibung: Siehe Topo: Bei einer Tafel gerade hinauf zu einem engen Spalt mit Trittstiften und einer Leiter (B). Nach der Leiter und weiteren Trittstiften (B) wechselt man mit einem Übertritt die Spaltseite und gelangt zur luftigen, aber leichten (A/B) Ausstiegswand. Es folgen noch eine kurze Brücke und ein Übertritt (A).

Kinderfreundlich: Ja

Ausrüstung: Klettersteigausrüstung und Helm.

Wilde Hölle: Magischer Abstieg durch Felsen und Wald

Nach dem Nervenkitzel beginnt der Abstieg – und dieser steht der ersten Hälfte der Tour in nichts nach. Die Wilde Hölle ist eine schmale, dunkle Felsschlucht, durch die sich der Pfad in engen Serpentinen nach unten windet. Über natürliche Felsstufen, Wurzeln und glitschige Steine geht es teils kletternd, teils rutschend bergab. Gerade bei Nässe ist besondere Vorsicht geboten – stellenweise helfen Klammern und Tritte, aber der Weg bleibt technisch anspruchsvoll und uneben.

Die dichte Vegetation, das Spiel aus Licht und Schatten und das stetige Rauschen des Wassers verleihen dem Abstieg eine fast märchenhafte Atmosphäre – ein krasser, aber stimmungsvoller Kontrast zur sonnigen Felslandschaft der Hochfläche.

Zurück im Kirnitzschtal: Erfüllt und müde, aber glücklich

Unten angekommen schließt sich die Runde am Beuthenfall. Nach rund 7 bis 8 Kilometern, zahlreichen Höhenmetern und vielen kleinen Abenteuern bietet sich die nahegelegene Gaststätte am Beuthenfall als perfekter Ort für eine wohlverdiente Einkehr an. Wer mag, kann die Tour mit einem Spaziergang entlang der Kirnitzschtalbahn ausklingen lassen.

Wichtige Hinweise zur Ausrüstung und Sicherheit:

Diese Tour erfordert gute Kondition, absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und je nach Wetterlage auch technisches Können. Für die Häntzschelstiege und ggf. auch die Zwillingsstiege ist die Nutzung von Klettersteigset, Gurt und Helm empfohlen, insbesondere bei Nässe oder für weniger erfahrene Bergwanderer. Auch Kinder sollten gut gesichert sein. Feste Wanderschuhe mit gutem Profil, ausreichend Wasser, wetterfeste Kleidung und eine detaillierte Karte gehören zur Standardausrüstung.

Fazit: Eine der spektakulärsten Touren der Sächsischen Schweiz

Diese Runde ist nichts für Spaziergänger – sie fordert Respekt, Aufmerksamkeit und etwas Mut. Aber sie belohnt mit unvergleichlichen Erlebnissen, einzigartigen Felsformationen und einem Gefühl von Freiheit und Naturverbundenheit, das man nicht so schnell vergisst.

TOPO Zwillingsstiege und Häntzschelstiege 

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